Mit der weiteren Globalisierung der Weltwirtschaft haben die Handelsbeziehungen zwischen Südostasien und der Europäischen Union (EU) zunehmend an Bedeutung gewonnen. Nach Angaben der Europäischen Kommission importierte die EU im Jahr 2020 Waren im Wert von 85 Mrd. EUR aus Südostasien, das damit nach China und Japan der drittgrößte Handelspartner der EU in der Region ist.
Eine der wichtigsten Triebfedern dieser Handelsbeziehungen ist die Ausfuhr von Industriegütern aus Südostasien in die EU. Diese Exporte umfassen eine breite Palette von Produkten, wie elektronische Geräte, Textilien und Automobilteile. Im Jahr 2020 machten elektronische Geräte allein rund 20 Mrd. EUR der südostasiatischen Ausfuhren in die EU aus, was ca. 23% der gesamten Ausfuhren aus Südostasien in die EU entspricht. Auf Textilien und Bekleidung entfielen rund 9 Mrd. EUR und auf Kfz-Teile rund 6 Mrd. EUR.
Die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Regionen werden weiter zunehmen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die potenziellen Risiken in der Lieferkette in Südostasien zu berücksichtigen, insbesondere in Bezug auf Menschenrechte und den Umweltschutz. Studien haben gezeigt, dass viele in der Region tätige Unternehmen, darunter auch südostasiatische Hersteller und EU-Unternehmen, in Verletzungen der Arbeitnehmerrechte oder Umweltschäden verwickelt sein können.
In einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2020 wurde beispielsweise beschrieben, dass die Arbeitenden in der Elektronikindustrie in Südostasien häufig schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen ausgesetzt sind. Diese Behauptung wird durch eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gestützt, die schätzt, dass ca. 85% der Beschäftigten in der Elektronikindustrie in Südostasien weniger als einen existenzsichernden Lohn erhalten. Auch die durch die industrielle Tätigkeit in der Region verursachte Umweltschädigung, wie z. B. die Abholzung von Wäldern und die Umweltverschmutzung, ist ein Problem. Eine Studie der Weltbank zeigt auf, dass Südostasien zu den Regionen gehört, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels bedroht sind, wozu unter anderem der Anstieg des Meeresspiegels, häufigere extreme Wetterereignisse und Wassermangel gehören können.
Um diese Probleme anzugehen, können die südostasiatischen Regierungen, regionale Produzenten und EU-Unternehmen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitnehmerrechte und zum Schutz der Umwelt in der Region ergreifen. Zu möglichen Maßnahmen zählen die Einführung von Kontrollmechanismen sowie Investitionen in nachhaltige Technologien und Geschäftspraktiken.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Handelsbeziehungen zwischen Südostasien und der EU für beide Regionen von entscheidender Bedeutung sind, wobei die Ausfuhren aus Südostasien in die EU eine wichtige Rolle spielen. Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, die potenziellen Risiken in der Lieferkette in Südostasien zu berücksichtigen, wie z. B. die Missachtung der Arbeitnehmerrechte und mögliche Umweltschäden. Alle Akteure in der Lieferkette sollten für diese Risiken verantwortlich sein und Maßnahmen ergreifen, um einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Handel zwischen den beiden Regionen zu gewährleisten.
Quellen:
- Europäische Kommission. (2021). Südostasien – Handel – Europäische Kommission. Abrufbar unter https://ec.europa.eu/trade/policy/countries-and-regions/countries/southeast-asia/
- Amnesty International. (2020). Technologieunternehmen müssen handeln, um Missbrauch in Lieferketten zu beenden.
- Internationale Arbeitsorganisation. (n.d.). Existenzsichernde Löhne, menschenwürdige Arbeit und Tarifverhandlungen in globalen Lieferketten. Abrufbar unter https://www.ilo.org/global/topics/fair-recruitment/WCMS_732107/lang–en/index.htm
- World Bank. (2019). Südostasien gehört zu den Regionen, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Abgerufen von https://www.worldbank.org