Jedes Unternehmen braucht Systeme, die Integrität, Konformität und Sicherheit fördern. Bei der Früherkennung von Abweichungen und Risiken zählen interne Audits und Whistleblowing zu den wichtigsten und effektivsten Instrumenten. Auf den ersten Blick mögen sie ähnlich wirken, doch beide Verfahren bieten unterschiedliche Einblicke in die internen Abläufe eines Unternehmens.
Whistleblowing: Der Fokus auf unethisches Verhalten
Whistleblowing ist der Prozess, bei dem Einzelpersonen – ob interne oder externe Akteure – auf potenzielles Fehlverhalten aufmerksam machen und über entsprechende Kanäle (oft anonym) Alarm schlagen. Da Whistleblower oft näher an den täglichen Abläufen eines Unternehmens oder einer Organisation oder selbst Geschädigte oder Betroffene sind, kennen Sie in der Regel präzise die Abweichung, das Risiko oder das mögliche Vergehen, über das sie berichten. Anders die Auditoren, die professionellen “Kontrolleure” die einen allgemeinen Überblick geben und systematisch viele Unternehmensbereiche durchforsten.
Hier sind einige typische Arten von Fällen, die Whistleblower ans Licht bringen:
- Betrug und Finanzvergehen:
Whistleblower decken häufig finanzielle Vergehen auf, wie Bilanzmanipulationen oder Insiderhandel, da sie direkt mit den operativen Abläufen der Finanztransaktionen in Berührung kommen. - Belästigung und Diskriminierung:
Whistleblower berichten über Mobbing, sexuelle Belästigung oder unfaire Behandlung am Arbeitsplatz. - Verstöße gegen Gesetze:
Whistleblower machen auf unethische Praktiken aufmerksam, wie z. B. unerlaubte Abfallentsorgung, und fördern so nicht nur die Einhaltung von Regeln, sondern schützen auch die Umwelt. - Sicherheitslücken: Mitarbeiter in risikoreichen Industrien entdecken Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften und können durch Berichte über gefährliche Arbeitsbedingungen potenziellen Schaden abwenden.
- Die Liste lässt sich noch fortführen, hilft aber dabei einen guten ersten Überblick zu gewinnen.
Wesentliche Merkmale des Whistleblowings
- Motivation:
Moralische oder rechtliche Verpflichtungen treiben Whistleblower an, Missstände offenzulegen. Sie handeln oft aus einem Gerechtigkeitsempfinden oder Eigeninteresse heraus. - Risiko:
Whistleblower setzen sich häufig persönlichen Risiken aus, darunter Arbeitsplatzverlust, rechtliche Konsequenzen oder soziale Ausgrenzung. - Fokus:
Whistleblowing konzentriert sich auf spezifische Vorfälle oder Verhaltensmuster, die rechtswidrig oder unethisch sind.
Interne Audits: Systematische Überprüfung der Integrität
Im Gegensatz zum Whistleblowing, das oft ethische und personalbezogene Probleme anspricht, untersuchen interne Audits unternehmensinterne Prozesse aus einem anderen Blickwinkel. Diese systematischen Prüfungen werden von internen oder externen Auditoren durchgeführt und konzentrieren sich auf die Einhaltung von Vorschriften, Effizienz und Genauigkeit finanzieller und operativer Abläufe. Hier sind einige Aspekte, die interne Audits aufdecken können:
- Finanzielle Unregelmäßigkeiten
Interne Audits tragen zur Aufdeckung finanziellen Betrugs oder von Unregelmäßigkeiten in Finanzberichten bei und sichern die finanzielle Integrität des Unternehmens. - Regulatorische Konformität
Audits prüfen die Einhaltung industrieller und gesetzlicher Vorschriften, was dem Unternehmen hilft, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen und teure Bußgelder oder Vertragsstrafen zu vermeiden. - Betriebliche Ineffizienzen
Auditoren analysieren die Ressourcennutzung, das Lieferkettenmanagement und die Prozessausführung und geben Empfehlungen zur Kostenreduktion oder Produktivitätssteigerung.
Die Liste lässt sich noch fortführen, hilft aber dabei einen guten ersten Überblick zu gewinnen.
Wesentliche Merkmale eines Audits
- Motivation
Audits zielen darauf ab, Transparenz, Konformität und operative Effizienz zu gewährleisten, um den Ruf und die Integrität des Unternehmens zu schützen. - Risiko
Auditoren sind in ihrer Funktion deutlich weniger persönlich gefährdet als Whistleblower. - Schwerpunkt
Audits sind umfassend und methodisch, sie decken verschiedene Bereiche der betrieblichen und finanziellen Abläufe eines Unternehmens ab.
Beispiele für bekannte Whistleblowing- und Audit-Fälle
Whistleblowing-Fälle
Edward Snowden (2013), Sherron Watkins (Enron, 2001) und Frances Haugen (Facebook, 2021) haben mit ihren Enthüllungen gesellschaftliche und wirtschaftliche Diskussionen angestoßen.
Audit-Fälle
Erfolgreiche interne Audits bei Toshiba (2015), WorldCom (2002) und AIG (2000) zeigten gravierende finanzielle Verfehlungen auf, die oft zu Führungswechseln und weitreichenden Reformen in den Unternehmen führten.
Fazit
Whistleblowing und interne Audits zielen beide darauf ab, Transparenz und Verantwortung im Unternehmen zu stärken. Whistleblowing adressiert häufig ethische und personenzentrierte Themen, während Audits die betrieblichen und finanziellen Systeme auf Konformität und Effizienz überprüfen. Ein Unternehmen, das beide Mechanismen unterstützt, bietet eine starke Basis zur Erkennung und Behebung einer Vielzahl von Problemen und fördert eine Kultur des Vertrauens und der Sicherheit.