Ereignisse wie ein fest steckendes Schiff im Suez-Kanal, die Pandemie, der Ukraine-Krieg, Inflation und Klimakatastrophen, aber auch brennende Fabriken mit mangelhaften Schutzeinrichtungen für Mitarbeitende haben die Verwundbarkeit von Lieferketten und unsere Verantwortung für Menschen- und Umweltrechte deutlich aufgezeigt. Die Fähigkeit eines Unternehmens, diese Herausforderungen zu bewältigen und gleichzeitig den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden, ist zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor geworden. In diesem Artikel werden ich mich mit den größten Herausforderungen bei der Gestaltung resilenter Lieferketten beschäftigen und aufzeigen, wie Risiken in der Lieferkette durch den Einsatz von intelligenten, datenbasierten Lösungen minimiert werden können.
Die Bedeutung von Daten in der Gestaltung resilenter Lieferketten
Daten spielen eine entscheidende Rolle bei der Schaffung und Aufrechterhaltung resilienter Lieferketten. Unternehmen, die über präzise und umfassende Daten verfügen, sind in der Lage, schnell auf sich verändernde Marktbedingungen zu reagieren. Insbesondere bei der Identifizierung und Bewertung von Risiken sind Daten unverzichtbar. Indem Unternehmen ihre Geschäftspartner besser kennen und Informationen über sie bewerten, können sie Risiken frühzeitig erkennen und geeignete Maßnahmen ergreifen, um Engpässen und Produktionsstopps vorzubeugen.
Risikoanalysen für Wertschöpfungsketten
Um Risiken in Wertschöpfungsketten zu identifizieren, empfehle ich, einen risikobasierten Ansatz zu verfolgen. Wo liegen die größten Risiken in meiner Wertschöpfungskette? Unternehmen sollten dabei nicht nur auf Länderdaten achten, sondern auch spezifische Daten über ihre Lieferanten sammeln und bewerten. Die Kombination dieser Daten ermöglicht eine fundierte Einschätzung der Risiken.
Neben den klassischen Unternehmens- und Finanzdaten spielen auch ESG-Daten (Environmental, Social and Governance) eine zunehmend wichtige Rolle bei der Risikoeinschätzung von Geschäftspartnern. Diese Daten helfen bei der Bewertung der Einhaltung von Umweltstandards, Menschenrechten und Arbeitssicherheit. Das Stichwort hier sind die Sorgfaltspflichten und geschützten Rechtsbereiche aus dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Die Berücksichtigung von ESG-Aspekten kann dazu beitragen, Compliance-Anforderungen zu erfüllen. Und die Reputation Ihres Unternehmens zu schützen, bedenken Sie mögliche negative Medienberichterstattung über Vorfälle bei Geschäftspartnern in Ihrer Wertschöpfungskette. So werten wir für unsere Kunden z. B. 10 länderbasierte generische Risikoindizes aus, und reichern diese mit unternehmensspezifischen Risiken an.
Minimierung von Risiken
Die Identifizierung von Risiken ist ein erster Schritt. Um die Lieferkette widerstandsfähiger zu machen, müssen die erkannten, möglichen Risiken bewertet werden. Hierbei kann eine Einteilung der Geschäftspartner in Kategorien wie rot (hohes Risiko), gelb (mittleres Risiko) und grün (geringes Risiko) helfen. Eine solche Bewertung schafft Klarheit darüber, wo Maßnahmen priorisiert ergriffen werden müssen, um Risiken vorzubeugen. Auch sollten rechtzeitig alternative Lieferanten identifiziert werden, die einspringen können, falls der primäre Zulieferer ausfällt oder z. B. aus anderen Gründen (Verstoß gegen die geschützten Rechtspositionen aus dem Lieferkettengesetz, LkSG) ausfällt. Nicht jedes mögliche Risiko ist am Ende des Tages ein Risiko, und nicht jeder möglicherweise identifizierte Verstoss ist ein wirklicher Verstoß. Ein ordentliches Risikomanagement hilft Unternehmen sehr dabei, die aus den Daten abgeleiteten Ergebniss zu bewerten und in Maßnahmen umzusetzen.
Herausforderungen bei der Risikoanalyse und dem Risikomanagement
Eine der größten Herausforderungen in der Risikoanalyse und dem Risikomanagement von Lieferketten liegt darin, nicht nur die direkten Lieferanten zu bewerten, sondern auch die einem bekannten Lieferanten der Lieferanten.
Erfolgsfaktoren für eine resiliente Lieferkette
Daten spielen eine zentrale Rolle bei der Analyse und Schaffung resilienter Lieferketten. Unternehmen sollten ihre Lieferantenbeziehungen stärken und direkte Lieferanten gut kennenlernen, um auch die Zusammenhänge zu indirekten Lieferanten besser verstehen zu können. Eine enge Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Geschäftspartnern ist entscheidend, um aufkommende Risiken frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen. Schließlich geht es nicht immer um einen beliebigen Austausch eines Lieferanten, sondern um das gemeinsame Anpacken von identifizierten Risiken und Verstößen, um eine Verbesserung für alle Beteiligten und Interessengruppen herbeizuführen. Die Beendigung einer Geschäftsbeziehung sehe ich als ultima ratio, die nicht das Ziel sein sollte. Die Beendigung einer Zusammenarbeit sehe ich als ein Scheitern in der Umsetzung der Sorgfaltspflichten und sollte nur dann gewählt werden, wenn vorher intensiv an Lösungen gearbeitet wurde.
My take on it
Die Gestaltung resilienter Wertschöpfungsketten ist für global agierende Unternehmen nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch zu einem Differenzierungsmerkmal geworden. Durch den Einsatz von Datenanalysen und risikobasierten Ansätzen können Unternehmen die Risiken in ihrer Lieferkette identifizieren und minimieren. Die Berücksichtigung von ESG-Daten sowie die Kenntnis über Lieferantenbeziehungen auf verschiedenen Ebenen sind entscheidend, um Sorgfaltspflichten zu leben, und die Lieferkette widerstandsfähiger zu machen. Der Aufbau einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern ist ein weiterer Erfolgsfaktor auf dem Weg zu einer resilienten Lieferkette, die den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen gewachsen ist.